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Mikronährstoffe: Einfach Pillen schlucken ist zu wenig
Als Mikronährstoffe werden Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente bezeichnet. Sie sind für den Stoffwechsel im Körper unentbehrlich und mittlerweile im wahrsten Sinne des Wortes „in aller Munde“. Denn in den vergangenen Jahren hat sich ein großer Markt für Vitaminpräparate und andere Nahrungsergänzungsmittel entwickelt. Für die meisten Menschen sind derartige Präparate allerdings nicht notwendig.
„Wer sich in unseren Breiten ausgewogen ernährt und jodiertes Speisesalz verwendet, ist normalerweise ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt“, sagt Allgemeinmediziner Dr. Gernot Kriegshäuser von IHR LABOR 1010. Einzige Ausnahme: Vitamin D (siehe Infobox „Vitamin-D-Mangel“).
„Allerdings gibt es Personengruppen, bei welchen die Ergänzung von Mikronährstoffen sinnvoll sein kann – unter anderem Schwangere, ältere Menschen, chronisch Kranke, Leistungssportler*innen und bis zu einem gewissen Grad auch Raucher*innen“, erklärt Dr. Kriegshäuser. Da zudem die Ernährungsgewohnheiten nicht immer ausgewogen sind, kann es auch bei sonst gesunden Personen ohne erhöhten Mikronährstoffbedarf zu einer Unterversorgung kommen.
Dr. Kriegshäuser betont jedoch: „Keine Ergänzung von Mikronährstoffen ohne vorherige Laborkontrolle der individuellen Versorgungslage.“ Der Allgemeinmediziner mahnt auch zur Vorsicht: „Besonderes Augenmerk sollte dabei auf fettlösliche Substanzen wie z. B. Vitamine A und E gelegt werden. Diese können sich im Fettgewebe anreichern und dem Körper dabei mehr schaden als nützen.“
Messergebnisse unterschiedlich betrachten
Eine Mikronährstoffanalyse kann über den Ist-Zustand Auskunft geben, bevor Präparate in Betracht gezogen werden.
Die Messergebnisse sind laut Dr. Kriegshäuser dabei immer umfassend und je nach Situation und Zielsetzung zu betrachten: „Es gibt einen Bereich, der zeigt, ob ich mit bestimmten Mikronährstoffen unterversorgt bin und für manche dieser Stoffe auch einen präventivmedizinischen Optimalbereich als auch einen therapeutischen Bereich. Bei Letzterem ist die Person in einem Zustand, in dem sie aufgrund einer Erkrankung mehr von einem bestimmten Mikronährstoff benötigt als der Durchschnitt der Bevölkerung.“
Einmal alles, bitte
Häufig werden Mineralstoffe und Spurenelemente über eine Serumanalyse gemessen. Das Serum ist der flüssige Anteil des Blutes, der nach Entfernung der Blutzellen und Gerinnungsfaktoren übrigbleibt.
Teurer und technisch aufwändiger, aber aussagekräftiger ist hingegen die Vollblut-Mineralanalyse, bei welcher das Blut in seiner Gesamtheit betrachtet wird. Sie kann sowohl präventiv als auch bei bereits bestehenden Beschwerden wie Erschöpfungszuständen, chronischen Schmerzen sowie chronisch-entzündlichen oder neurodegenerativen Erkrankungen eingesetzt werden. Dr. Kriegshäuser empfiehlt, die Vollblut-Mineralanalyse zumindest einmal im Leben, idealerweise im Rahmen einer ganzheitlich orientierten Vorsorgeuntersuchung, durchzuführen.
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Foto: Louis Hansel – Unsplash
Wer sich ausgewogen ernährt, ist normalerweise ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt.
Was wird getestet?
Bei der Vollblut-Mineralanalyse werden die wichtigsten Mineralstoffe und Spurenelemente wie Magnesium, Kalium, Calcium, Zink, Mangan, Kupfer, Selen sowie verschiedene Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber untersucht. „Letztere sind interessant, da sie auch indirekt wirken, indem sie im Körper mit Spurenelementen wie Selen oder Kupfer um die Bindungsstelle in der Zelle konkurrieren und somit einen relativen Mangel auslösen können“, sagt Dr. Kriegshäuser.
Generell kann die Vollblut-Mineralanalyse auch Hinweise auf mögliche gesundheitliche Probleme geben. „Wenn etwa der Magnesiumwert sehr hoch ist, die Person aber kein zusätzliches Magnesium einnimmt, kann das ein Hinweis darauf sein, dass das Blut zu „sauer“ ist – also das Säure-Basen-Gleichgewicht gestört ist. In diesem Fall können die körpereigenen Puffersysteme z.B., durch Erkrankung, falsche Ernährung oder Stress an ihre Grenzen stoßen“, erklärt Dr. Kriegshäuser. Sind dagegen die Kupfer- oder Eisenwerte erhöht, könnte eine (stille) Entzündung im Körper die Ursache sein.
Vorteile gegenüber der Serumanalyse
Im Gegensatz zur herkömmlichen Serumanalyse kann die Vollblut-Mineralanalyse auch vorwiegend innerhalb der Blutzellen vorliegenden Elemente wie z. B. Mangan, Zink oder Magnesium mit hoher Genauigkeit bestimmen und bietet damit einen gesamtheitlichen Blick auf die Mineralstoffversorgung des Körpers.
In gewisser Weise bildet das Serum diese Mineralstoffe/Spurenelemente nur indirekt ab. „Wenn bei einer Serumanalyse etwa eine Verschiebung der Magnesium- oder Zinkwerte festgestellt wird, dann kann in den Blutzellen schon Feuer am Dach sein“, sagt Dr. Kriegshäuser. Deshalb ist der Allgemeinmediziner überzeugt, dass der Vollblut-Mineralanalyse in Rahmen einer ganzheitlichen, vorsorgeorientierten Medizin der Vorzug gegeben werden sollte.
Was tun bei zu niedrigen oder überhöhten Werten?
Wenn ein Mangel an Mikronährstoffen im Labor nachgewiesen wurde, ist die Einnahme von Präparaten nicht automatisch die beste Lösung. „Zuerst müssen die Ernährungsgewohnheiten hinterfragt werden“, sagt Dr. Kriegshäuser. Dazu zählt auch die Einnahme von anderen Mikronährstoffen oder Medikamenten. „Darüber hinaus gibt es Lebensmittel, von denen viele gar nicht wissen, dass sie beispielsweise Magnesium in Form von Hilfs- oder Füllstoffen enthalten“, erklärt Dr. Kriegshäuser.
Bei erhöhten Kupferwerten, die, wie erwähnt auf (stille) Entzündungen hinweisen können, liegt möglicherweise eine Kupferspeicherkrankheit vor. „In diesem Fall sollten weitere Laboruntersuchungen folgen, um Hinweise auf die Ursache der erhöhten Kupferwerte zu erhalten“, sagt Dr. Kriegshäuser. Da wasserlösliche Mikronährstoffe über die Niere ausgeschieden werden, kann es hilfreich sein, diese zusätzlich auch im Urin bestimmen zu lassen.
Gut gemeint, aber schlecht für den Körper
Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin (Provitamin A) oder auch Spurenelemente wie Selen und Mangan helfen, Zellschäden durch „freie Radikale“ zu bekämpfen. „Freie Radikale“ können durch natürliche Prozesse oder durch äußere Faktoren wie Rauchen, Umweltverschmutzung und UV-Strahlung entstehen.
Doch auch bei den Antioxidantien ist laut Dr. Kriegshäuser Mäßigung angesagt: „Wenn der Körper dauerhaft mit von außen zugeführten Antioxidantien überschwemmt wird, kann er in einen reduktiven Stress geraten und dadurch z.B. die Funktion des Immunsystems beeinträchtigen. Damit tut sich keiner etwas Gutes.“
Tipps im Umgang mit Mikronährstoffen
Du solltest darauf achten, dass deine Ernährung ausgewogen ist, um keinen Mangel an Mikronährstoffen zu haben.
Es ist ratsam, eine Mikronährstoffanalyse durchführen zu lassen, bevor du Nahrungsergänzungsmittel in Betracht ziehst.
Die Vollblut-Mineralanalyse bietet, im Vergleich zur herkömmlichen Serumanalyse, ein gesamtheitliches Bild der Mineralstoffversorgung des Körpers.
Wenn ein Mangel festgestellt wird, sollten zuerst deine Ernährungsgewohnheiten von Ernährungs-Expertinnen* oder -Experten* überprüft werden, bevor du zu Präparaten greifst.
Sei bei der Einnahme von fettlöslichen Vitaminen/Antioxidantien wie die Vitamine E, D, K, A, Q10 oder Beta-Carotin (Provitamin A) vorsichtig, um eine unphysiologische Anreicherung dieser Substanzen im Körper zu vermeiden.
Vitamin-D-Mangel
Vitamin D wird hauptsächlich durch Sonnenlicht auf der Haut produziert und nur begrenzt über die Nahrung aufgenommen. Insbesondere in den lichtarmen Wintermonaten ist die Produktion oft gering, was zu einer Unterversorgung bzw. einem Mangel an Vitamin D führen kann. Letzterer kann sich durch Müdigkeit, depressive Verstimmung oder erhöhte Anfälligkeit für Infektionen bemerkbar machen.
Dr. Kriegshäuser empfiehlt einen Zielwert von 40-60 ng/ml für Vitamin D und schlägt vor, den Vitamin-D-Spiegel zumindest einmal im Jahr, am besten im März oder April, überprüfen zu lassen.
Referenzwerte
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bietet Referenzwerte für zahlreiche Mikronährstoffe als Orientierung.
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