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Manche Wunden heilt selbst die Zeit nicht
Jeder von uns hatte schon einmal eine Wunde. Richtig versorgt, heilen sie in vier bis sechs Wochen wieder. Ist das nicht der Fall, braucht es professionelle Hilfe.
Egal ob aufgeschürfte Kinder-Knie, kleine Schnitt- oder Brandverletzungen beim Kochen oder Wunden, die sich durch eine Operation ergeben haben: eine rasche Behandlung ist wesentlich für den Heilungsverlauf des geschädigten Gewebes. Doch während kleinere Verletzungen in der Regel gut selbst behandelt werden können, gibt es auch hartnäckigere Fälle. Etwa, wenn sich die Wunde innerhalb eines Monats nicht verbessert, diese einfach nicht verheilen mag oder sich gar verschlimmert. Etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung im deutschsprachigen Raum leidet an einer Wundheilungsstörung – also einer Verzögerung beim Heilungsprozess einer Wunde.
Warum Wunden nicht heilen
Die Ursachen von Wundheilungsstörungen sind vielfältig: Stoffwechsel- und Durchblutungsstörungen, schlechte Verbände, falsche Produktanwendungen, zu wenig Zeit für die Wundreinigung oder fehlendes Wissen zum Wundmanagement der Behandler*innen. Wird die Ursache bzw. Grunderkrankung nicht gefunden, verheilt die Wunde nicht. Das wirkt sich sowohl auf die Gesundheit als auch auf die Lebensqualität negativ aus. Viele Betroffene wissen nicht, an wen sie sich bei Wundheilungsstörungen wenden können.
Erste Anlaufstelle: Hausarzt
„Der erste Gang führt – auch in diesen Fällen – meist zum Hausarzt“, erklärt Allgemeinmediziner Dr. Paul Schimmerl von den „Hausärzten am Domplatz“, einem Primärversorgungszentrum (PVZ) in der Linzer Innenstadt: „Wir verschaffen uns zuerst ein umfassendes Bild, dann versorgen unsere diplomierten Pflegefachkräfte im PVZ die Wunde. Bei komplexeren Fällen, wie etwa bei schlecht heilenden oder chronischen Wunden, greifen wir hingegen auf das Fachwissen von speziell ausgebildeten Wundmanager*innen – die ihr Wissen auch aus der hohen Anzahl an behandelter Patient*innen ziehen – zurück. So stellen wir sicher, dass unsere Patientinnen und Patienten bestmöglich betreut werden.“
Das Team des Primärversorgungszentrums “Hausärzte am Domplatz” arbeitet seit knapp zwei Jahren mit der Wundambulanz WPM, und ihren ausgebildeten Wundmanager*innen zusammen. Gemeinsam will man Betroffenen Hilfe bieten und Wunden heilen – ganz egal, ob bei chronischen Wunden oder bei Wundheilungsstörungen. Und das, auf möglichst kurzen Wegen. Denn die Konsultation der Patient*innen durch die Wundmanager*innen erfolgt direkt in den Räumlichkeiten der „Hausärzte am Domplatz“ – also in der bekannten Hausarztpraxis. Die enge Abstimmung von Allgemeinmediziner*in und Wundmanager*in erlaubt es, dass einzelne Fälle noch näher besprochen, und der Heilungsverlauf gemeinsam sichergestellt wird.
Nächster Stop: Wundmanager*in
Arbeitet die eigene Hausarzt-Praxis nicht – wie oben beschrieben – mit einem Wundzentrum oder ausgebildeten Wundmanager*innen zusammen, kann man:
Die eigene Hausärztin bzw. den Hausarzt aktiv darauf ansprechen und nach einer Überweisung an ein Wundpflegezentrum fragen
Selbst eine Wundmanager*in bzw. ein Wundzentrum kontaktieren
Bei der österreichischen Gesellschaft für Wundbehandlung (AWA) finden Patient*innen und deren Angehörige Ansprechpartner*innen sowie ausgebildete Wundmanager*innen in ihrer Nähe.
Wundmanager*in: Was ist das?
Einer der bereits erwähnten Wundmanager*innen ist Peter Kurz. Als diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger arbeitet er bereits seit 20Jahren in diesem Bereich, hat die Wundambulanz WPM Wund Pflege Management GmbH – die Standorte in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und dem Burgenland betreibt – ins Leben gerufen und sorgt dafür, dass sich Wunden wieder schließen: „Wundmanager*in ist kein eigenständiger Beruf. Es sind vielmehr Mediziner*innen und Pflegepersonen, die eine spezielle Ausbildung absolviert haben und im Idealfall langjährige Erfahrung bei der Behandlung von schlecht heilenden Wunden haben. Sie beschäftigten sich, üblicherweise im Anschluss an ihre ‚klassische schulmedizinische Ausbildung‘, noch intensiver mit der Thematik, haben Zusatzausbildungen absolviert, halten sich an internationale Standards, arbeiten mit modernen Wundauflagen und behandeln nicht nur das lokale Problem, sondern suchen vor allem nach den Ursachen dafür. Das unterscheidet sie von der Wundpflege, bei der sehr lokal gearbeitet wird.“
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Professionelle Hilfe erhöht Lebensqualität
Viele Menschen wissen noch nicht, was Wundmanagement ist. Auch der Unterschied zwischen Wundpflege (also der bloßen Versorgung einer Wunde) und Wundmanagement (bei dem es nicht nur um die Wunde selbst, sondern auch um die Ursachen dafür geht) sorgt für Verwirrung. Es überrascht daher nicht, dass Wundmanager*innen häufig mit Fragen wie diesen konfrontiert sind: Welchen Mehrwert bietet mir eine professionelle Betreuung durch eine Wundmanager*in? Warum sollte ich die Kosten, die in vielen Fällen selbst zu tragen sind, auf mich nehmen? „Anfangs schrecken die Kosten, die durch die Behandlung einer Wundmanager*in entstehen, natürlich ab. Sobald die Betroffenen dann aber die neu gewonnene Lebensqualität spüren, sind sie sehr froh darüber, etwas für die eigene Gesundheit getan zu haben. Wenn eine Wunde – die einem oft über Jahre hinweg Schmerzen bereitete und im Alltag Einschränkungen mit sich brachte – abheilt, dann ist das absolut befreiend. Ganz zu schweigen von der drohenden Angst vor Entzündungen oder gar Amputationen. Führt man sich dies vor Augen, so relativieren sich diese Kosten in meinen Augen ganz schnell“, spricht Peter Kurz aus Erfahrung, 90 Prozent aller Wunden konnten sein Team und er wieder heilen.
Wundmanagement erfordert Zusammenarbeit
Wie Peter Kurz, so widmet sich auch Michaela Krammel dem Wundmanagement. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin war mehr als 40 Jahre in der Pflege tätig und hat dabei viele Wunden versorgt. Darüber hinaus hat sie auch einen Patient*innen-Ratgeber veröffentlicht: „Wundmanagement ist weder eine rein ärztliche, noch eine rein pflegerische Tätigkeit – beide Berufsgruppen arbeiten zusammen und übernehmen spezifische Aufgabenbereiche. Aber auch Apotheker*innen, Bandagist*innen, Orthopädietechniker*innen, orthopädische Schuhmacher*innen, Physiotherapeut*innen und Sanitätshäusern kommt eine wichtige Rolle in der Wundversorgung zu. Der fachübergreifende Austausch und die möglichst enge Zusammenarbeit sind enorm wichtig für den Behandlungserfolg.“
Ratgeber als Buch und Website
In vielen Fällen sind es pflegende Angehörige oder die Patienten*innen selbst, die die Wundversorgung übernehmen und damit oft überfordert sind. Für sie hat Frau Krammel den Ratgeber „Hilfe zur Selbsthilfe: Wunden besser verstehen und versorgen“ mit dem Verlagshaus der Ärzte verfasst und die Website www.selbsthilfe-wunde.at geschaffen: „Nicht oder nur schlecht heilende Wunden werden oft als Schicksal betrachtet. Schmerzen und Wundinfektionen mehr oder weniger erduldet. Patient*innen mit chronischen Wunden leiden da natürlich ganz besonders,“ sagt Krammel und ergänzt: „Das Buch bietet grundlegende Informationen zu offenen Wunden und erklärt verständlich, mit Bildern, alle Möglichkeiten der modernen Wundpflege und bringt den betroffenen Patienten*innen die Grunderkrankung nahe.“ Sowohl die Website als auch das Buch versteht sie als Unterstützung. Die persönliche und professionelle Hilfe von Wundmanager*innen ersetzen diese jedoch nicht.
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Wundmanagement
Das Wundmanagement ist mehr als die reine Wundversorgung bzw. Wundpflege. Denn Wundversorgung ist nur ein Teil des Wundmanagements. Das Spektrum reicht von der Anamnese bis zur Wunddokumentation und soll von sogenannten Wundmanager*innen durchgeführt werden. Diese Wund- bzw. Pflegeexpert*innen sind Pflegefachkräfte mit einer speziellen Weiterbildung nach §64, kennen sich im Detail mit Wundarten, -heilung, -behandlung, Schmerzmanagement etc. aus. Sie wissen, wie spezifische Wunden versorgt werden müssen.
Akute Wunde
Akute Wunden heilen im Normalfall innerhalb kurzer Zeit von allein und ohne spezielle Therapie ab. Das gilt für einfache Schnittverletzungen, leichte Verbrennungen oder Abschürfungen. Bei einer kleineren, akuten Wunde – z. B. einer Schnittwunde – kann die Wundheilung recht einfach unterstützt werden: Desinfizieren, abdecken und in Ruhe heilen lassen. Etwas später kann man, mit einer guten Wundpflege, dafür sorgen, dass sich schneller wieder „richtige Haut“ bildet.
Chronische Wunde
Von einer chronischen Wunde spricht man, wenn ein Gewebsdefekt vorherrscht und eine Verletzung – trotz sachgerechter Behandlung – nicht innerhalb von acht Wochen abheilt oder gar von Beginn an als schlecht heilend anzusehen ist. Wie etwa beim „diabetischen Fuß“, bei Durchblutungsstörungen oder beim „Wundliegen“ von Personen, die krankheitsbedingt überdurchschnittlich viel Zeit im Bett verbringen oder im Rollstuhl sitzen müssen. Rund 255.000 Österreicher*innen litten 2021 unter einer chronischen Wunde. Jährlich kommen 68.000 hinzu. Erschreckenderweise werden in Österreich rund 61 Prozent aller chronischen Wunden nicht regelkonform behandelt. In vielen Fällen sind die Wunden auch nach einem Jahr nicht abgeheilt. Die tragische Folge: 85% aller Amputationen werden auf chronische Wunden zurückgeführt. Die Covid-19 Pandemie hat den Zugang zur Behandlung von chronischen Wunden erschwert und die Situation weiter verschärft.
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